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PRECIOUS - DAS LEBEN IST KOSTBAR 8/10

Verfasst: 27.06.2011, 17:52
von Olmo
USA 2009 - Regie: Lee Daniels. Darsteller: Mo'Nique, Paula Patton, Mariah Carey, Sherri Shepherd, Lenny Kravitz, Gabourey Sidibe

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Für die sechzehnjährige Claireece ''Precious'' Jones (Sidibe) hält das Leben nichts Erfreuliches bereit - außer vielleicht einem Eimer voll Chicken Wings. Das extrem übergewichtige Mädchen wird vom Vater missbraucht und geschwängert, von ihrer Mutter Mary (Mo'Nique) geschlagen und verachtet. Precious erträgt diese scheinbar ausweglose Situation mit deprimierender Passivität, nur hin und wieder lässt sie ihren Frust an Schwächeren aus. Meistens jedoch flüchtet sie sich in ihre Mädchenträume, in denen sie das Gegenteil von allem sein möchte, was sie ist: schlank, weiß, erfolgreich und berühmt. Während die Sozialarbeiterin Miss Weiss (Carey) von den familiären Zuständen der Teenagerin völlig überfordert wird und ihr keine brauchbare Hilfe anbietet, bekommt Precious durch den Besuch eines alternativen Lernprojekts die Chance, besser Lesen und Schreiben zu lernen und damit eine rosigere Lebensperpektive zu erhalten. Ihre Mutter ist strikt dagegen und würde es lieber sehen, wenn ihre Tochter wie sie selbst von Sozialleistungen leben und im Nichtstun versinken würde. Durch das Engagement der Lehrerin Miss Rain (Patton) macht Precious aber große Fortschritte und gewinnt dadurch auch immer mehr Selbstvertrauen.
Ein packendes Drama über unfassbare soziale Zustände und all deren verworrene Hintergründe und Folgen. Der Kitschfaktor hält sich in Grenzen, denn von dem beschwerlichen Weg aus dem sozialen Elend in ein halbwegs normales Leben wird hier nur ein winzig kleiner Schritt erzählt, der auch durchaus völlig umsonst gewesen sein kann. Die ungeschminkte Blässe und Hässlichkeit von Stars wie Mo'Nique, Lenny Kravitz und Mariah Carey macht die Handlung erst recht glaubwürdig. Allerdings sollte man den Film lieber im Original anschauen, denn der vorwiegend gesprochene rüpelige Gang-Slang ist schlichtweg unübersetzbar.

SCREAMERS 6/10

Verfasst: 28.06.2011, 00:58
von Olmo
Japan, Kanada, USA 1995 - Regie: Christian Duguay. Darsteller: Peter Weller, Roy Dupuis, Jennifer Rubin, Andy Lauer, Ron White

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Seit zehn Jahren tobt auf dem Planeten Sirius 6B ein verheerender Krieg. Es geht um den Abbau des alle Energieprobleme lösenden Beryniums, das von der profitorientierten N.E.B. um jeden Preis abgebaut werden will. Wegen der dabei entstehenden tödlichen Strahlung wurde die Förderung von Berynium von einer Allianz aus Wissenschaftlern und Bergarbeitern vehement abgelehnt, was schließlich in einen zerstörerischen Konflikt mündete. Nun müssen beide Seiten feststellen, dass die Regierung auf der Erde aufgrund der Entdeckung von Berynium-Vorkommen auf anderen Planeten das Interesse an Sirius 6B verloren hat. Während man versucht, Frieden zu schließen, tut sich von Seiten der ''Screamers'' eine neue tödliche Gefahr auf. Die roboterartigen Wesen wurden einst von der Allianz als effektive Angriffswaffen entwickelt, nun reproduzieren sich diese aber selbständig, und das in äußerst hinterhältigen Varianten.
Die Geschichte selbst ist sehr vielschichtig und intelligent, die verwendeten Spezialeffekte sind in weiten Teilen allerdings ziemlich billig ausgefallen - im Jahre 1995 sollte man jedenfalls keine Harryhausen-artigen Stop-Motion-Einlagen mehr erwarten. Ein paar schöne blutige Szenen bekommt man dann aber doch zu sehen. Der Film basiert auf der Kurzgeschichte ''Variante Zwei'' von Philip K. Dick (''Total Recall'', ''Minority Report''), die Vorlage ist allerdings wesentlich düsterer und endet weitaus weniger freundlich.

DAS LEBEN DES DAVID GALE 6/10

Verfasst: 29.06.2011, 19:07
von Olmo
Deutschland, Großbritannien, USA 2003 - Regie: Alan Parker. Darsteller: Kevin Spacey, Kate Winslet, Laura Linney, Gabriel Mann, Matt Craven, Leon Rippy, Rhona Mitra

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Die erfolgreiche Journalistin Bitsey Bloom (Winslet) erhält den reizvollen Auftrag, mit dem Todeskandidaten David Gale (Spacey), der kurz vor seiner Hinrichtung steht, ein letztes Interview zu führen. Das Leben des einst angesehenen Philosophieprofessors geriet nach einer fälschlichen Anklage wegen Vergewaltigung völlig aus den Fugen. Er verlor seine Professur, seine Frau setzte sich mit dem gemeinsamen Sohn nach Spanien ab, und auch bei ''Death Watch'', wo er sich leidenschaftlich gegen die Todesstrafe engagierte, war er nicht mehr erwünscht. Seinen Kummer ertränkte er daraufhin in Alkohol. Halt fand er lediglich bei seiner ''Death Watch''-Kollegin Constance Harraway (Linney), die aber unheilbar an Krebs erkrankt war. Als diese einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel, deutete alles auf David Gale als Täter hin und er wurde zum Tode verurteilt. Durch seine Berichte eröffnet der Todeskandidat Betsy eine neue Perspektive auf den Fall, wobei es ihm aber weniger um den Beweis seiner Unschuld als um die Aufdeckung der Wahrheit selbst zu gehen scheint.
Ein ergreifendes Drama über den Irrsinn der Todesstrafe, das aber einige Schwächen aufweist. Die Umstände von David Gales Verurteilung sind zwar unbeschreiblich tragisch, dennoch ist die Anwendung solch drastischer Methoden für die eher gemäßigten und sachlichen Figuren Gale und Harraway nicht ganz nachvollziehbar. Spacey und Winslet agieren souverän, wobei Bitseys Reaktion auf die Enthüllung des wahren Tathergangs dann doch ein bisschen overacted erscheint. Trotz allem aber ein sehenswerter Film mit coolem Soundtrack. Herrlich die Szene, als David Gale bei einem Fernsehinterview mit einem Hitlerzitat dem Gouverneur das widerliche Grinsen aus dem Gesicht fegt.

DAS CHINA SYNDROM 7/10

Verfasst: 01.07.2011, 11:22
von Olmo
USA 1979 - Regie: James Bridges. Darsteller: Jane Fonda, Jack Lemmon, Michael Douglas

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Die aufstrebende Fernsehmoderatorin Kimberly Wells (Fonda) wird während einer Reportage über Energiegewinnung für die Lokalnachrichten zusammen mit ihrem Kameramann Richard Adams (Douglas) im Atomkraftwerk Ventana Zeuge einer Beinahe-Kernschmelze. Aufgrund der zu befürchtenden rechtlichen Schritte verbietet der Sender dem Team allerdings eine Berichterstattung über ein solch brisantes Thema. Die Kraftwerksbetreiber wollen ihrerseits die Aufregung über den Vorfall kleinhalten, weil sie den milliardenschweren Auftrag zum Bau einer weiteren Atomanlage dadurch gefährdet sehen. Kimberly und Richard wollen der Sache aber weiter auf den Grund gehen und finden in Jack Godell (Lemmon), dem Leitenden Ingenieur in Ventana, einen Verbündeten. Dieser konnte die Katastrophe in letzter Sekunde abwenden und stößt nun bei seinen Nachforschungen zu deren Ursachen auf zahlreiche vertuschte Ungereimtheiten im Sicherheitssystem der Anlage.
Spannungsreiches Manifest über die Gefahren der Atomkraft und blinden Fortschrittsglaube, geradlinig erzählt und von den Hauptdarstellern hervorragend gespielt. Das Ende hätte man zwar noch spektakulärer gestalten können, aber so bleibt die Handlung und deren kritische Aussage wesentlich glaubwürdiger. Der Film erwies sich seinerzeit als geradezu prophetisch, denn nur zwölf Tage nach Kinostart ereignete sich im Kernkraftwerk Three Mile Island nahe Harrisburg ein schwerer Reaktorunfall. Und wie im Film griffen auch hier die profitorientierten Mechanismen einer rücksichtslosen Vertuschungspolitik, die sich später in Tschernobyl ebenso wiederholten wie auch zuletzt in Fukushima.

DR. JEKYLL UND MR. HYDE 3/10

Verfasst: 03.07.2011, 11:31
von Olmo
USA 1920 - Regie: John S. Robertson. Darsteller: John Barrymore, Charles Lane, Brandon Hurst, Martha Mansfield, J. Malcolm Dunn, Cecil Clovelly, Nita Naldi

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Der Londoner Arzt Henry Jekyll ist ein bedingungsloser Gutmensch, der sich um das Wohl seiner Patienten mehr kümmert als um gesellschaftliche Verpflichtungen oder seine eigene Lebensplanung. Seinen ''Freunden'' ist dieses aufopfernde Dasein allerdings suspekt und sie drängen ihn dazu, seine fleischliche Seite mehr auszuleben. Das gelingt Jekyll aber nur in Gestalt seines skrupellosen Alter Egos Edward Hyde, in das er sich mittels eines selbst hergestellten Gebräus verwandelt. Schon bald gerät die Hyde-Persönlichkeit außer Kontrolle und gewinnt Oberhand über den braven Doktor.
Die meisten Figuren und zahlreiche Episoden des Films gehen direkt auf die Vorlage von Robert Louis Stevenson zurück. Die Geschichte wird hier aber furchtbar langatmig erzählt mit einer schier endlosen Einführung der Charaktere und deren Darsteller. Erst zum Ende hin nimmt die Handlung ein wenig Fahrt auf, viel zu spät allerdings, denn durch die unerträglich eintönige Musikuntermalung ist es fast unmöglich, den Film bis dahin durchzustehen. Die Statisten agieren erstaunlicherweise glaubwürdiger als die meisten Hauptdarsteller, und die an Slapstick erinnernde Verwandlung von Jekyll in Hyde beschränkt sich darauf, dass John Barrymore - übrigens Großvater von Drew Barrymore - lange Finger und eine Fusselperücke wachsen. Die schäbige Bildqualität lässt außerdem vermuten, dass die Herausgeber der DVD konsequent sämtliche vorhandenen Möglichkeiten der Restauration einfach ignoriert haben, obwohl angeblich ''digital remastered''(??). So reicht der Film bei weitem nicht an europäische Stummfilme aus der gleichen Zeit heran (''Nosferatu'', ''Der Fuhrmann des Todes''), die technisch wie inhaltlich wesentlich ausgereifter erscheinen, und gilt wohl zurecht als ''Vergessener Filmklassiker''.

X-MEN ORIGINS: WOLVERINE 7/10

Verfasst: 03.07.2011, 12:11
von Olmo
Australien, Neuseeland, USA 2009 - Regie: Gavin Hood. Darsteller: Hugh Jackman, Liev Schreiber, Danny Huston, Will.i.am, Lynn Collins, Kevin Durand, Dominic Monaghan, Taylor Kitsch, Daniel Henney, Ryan Reynolds

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Die Brüder Logan (Jackman) und Victor (Schreiber), beide Mutanten, sammeln in unzähligen Schlachten Kampferfahrung, ehe sie einer militärischen Spezialeinheit unter Führung von Colonel Stryker (Huston) beitreten. Aufgrund der wachsenden Entfremdung zu seinem Bruder und den zweifelhaften Praktiken Strykers verlässt Logan bald das Team und zieht sich in die Rocky Mountains zurück, wo er zusammen mit Freundin Kayla (Collins) ein beschauliches Leben führt. Jahre später kommt es zu einer Mordserie an den ehemaligen Mitgliedern der Spezialtruppe, die offenbar von Victor verübt wird. Auch Kayla kommt ums Leben, und um sich an Victor rächen zu können, unterzieht sich Logan auf Veranlassung von Stryker einem gewagten Experiment, das ihn zu ''Wolverine'' werden lässt.
Auch wenn die Story von den ungleichen Brüdern ziemlich banal und einiges an der Geschichte nicht ganz schlüssig ist, durch den sympathischen Hauptdarsteller, sehenswerte Kampfsequenzen, viel Ironie und ein paar richtig gute Gags wird so manches wieder wettgemacht. Schon der Vorspann, in dem sich Logan und Victor durch alle Kriege der letzten 150 Jahre kämpfen, ist absolut genial. Ausnahmsweise mal ein gelungenes Prequel, das Lust auf weitere X-Men-Geschichten macht.

ICH - EINFACH UNVERBESSERLICH 7/10

Verfasst: 07.07.2011, 00:24
von Olmo
USA 2010 - Regie: Pierre Coffin, Chris Renaud. Deutsche Sprecher: Oliver Rohrbeck, Jan Delay, Sarah Kunze, Derya Flechtner, Friedel Morgenstern, Peter Groeger, Axel Lutter, Nana Spier, Kerstin Sanders-Dornseif, Bernhard Völger, Claus Kleber, Hans-Jürgen Dittberner, Vivien Gilbert

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Um den Raub der Cheops-Pyramide durch seinen schnöseligen Widersacher Vector zu übertreffen und um seiner lieblosen Mami zu imponieren, plant der Superschurke Gru, mit Hilfe eines Schrumpfstrahlers den Mond zu stehlen. Zur Durchführung seines Planes benötigt er auch die Unterstützung der drei Waisenkinder Margo, Edith und Agnes, die er kurzerhand bei sich aufnimmt. Nach und nach schließt der Bösewicht die Gören in sein Herz, was ihn allerdings zum Leidwesen seines Verbündeten Dr. Nefario von seinem großen Mond-Projekt abhält.
Netter, unerhaltsamer und einfallsreicher Animationsfilm. Die Figur des Superschurken mit Herz ist äußerst sympathisch, die als Sidekicks auftretenden Minions, die so aussehen wie die gelben Kapseln aus dem Überraschungsei, sind mit ihrem Gaga-Geplapper dagegen fast so nervtötend wie die grauslichen Ewoks bei ''Die Rückkehr der Jedi-Ritter''. Trotzdem eine wunderschöne Geschichte mit vielen haarsträubenden Gags.

KOMM UND SIEH! 10/10

Verfasst: 08.07.2011, 00:44
von Olmo
Sowjetunion 1985 - Regie: Elem Klimov. Darsteller: Aleksei Kravchenko, Olga Mironova, Liubomiras Lauciavičius, Vladas Bagdonas, Juris Lumiste, Viktor Lorents, Kazimir Rabetsky, Yevgeni Tilicheyev

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Im Weißrußland des Jahres 1943 schließt sich der 13jährige Fljora gegen den Willen seiner Mutter den Partisanen an, deren Kampf gegen die deutschen Besatzer er anfangs noch für ein großes Abenteuer hält. Doch dann lassen ihn die Partisanen im Wald zurück, er gerät in einen fürchterlichen Bombenhagel und muss bei der Rückkehr in sein Heimatdorf feststellen, dass seine gesamte Familie von den Deutschen ermordet wurde. Nach dem vergeblichen Versuch, für die Überlebenden etwas zu essen herbeizuschaffen, wird Fljora in einer anderen Siedlung Zeuge eines entsetzlichen Massakers der deutschen Wehrmacht an der Dorfbevölkerung.
Die aufwühlende Inszenierung dieser unbeschreiblichen Kriegsgräuel ist ungeheuer brutal, mit äußerst radikalen Bildern und einer genialen subjektiven Kameraführung, die den Zuschauer mitten ins Geschehen hineinbefördert. Allerdings war die Darstellung des ''Großen Vaterländischen Krieges'' anhand des erlebten physischen und psychischen Leids ohne Heroik und Pathos der damaligen politischen Führung aufgrund des Verdachts des ''schädlichen'' Pazifismus eher ein Dorn im Auge. Wer angesichts solcher Bilder immer noch behauptet, man würde heute als Deutscher keine Verantwortung mehr für die Taten der Vergangenheit tragen, der kann nur Scheiße im Kopf haben. Sowas kann man nicht einfach Vergangenheit sein lassen!

SALT 5/10

Verfasst: 15.07.2011, 00:11
von Olmo
USA 2010 - Regie: Phillip Noyce. Darsteller: Angelina Jolie, Liev Schreiber, Chiwetel Ejiofor, Daniel Olbrychski, Andre Braugher, August Diehl

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Die CIA-Agentin Evelyn Salt wird von dem angeblichen russischen Überläufer Orlov beschuldigt, selbst eine getarnte russische Spionin zu sein, die den Mord an Russlands gemäßigtem Präsidenten Matveyev plant. Salt ergreift daraufhin die Flucht und taucht unter, was den Verdacht bei ihren Kollegen natürlich nur erhärtet, die sie von nun an gnadenlos verfolgen. Sie können aber nicht verhindern, dass Salt tasächlich einen Anschlag auf den russischen Präsidenten verübt und sich der Terrorgruppe des ebenfalls entkommenen Orlov anzuschließen scheint, der die Vernichtung Amerikas mit Hilfe seiner zu Superagenten ausgebildeten Zöglinge im Sinn hat.
Völlig abstruse Story, die uralte Klischees aus der Zeit des Kalten Krieges unnötig aufwärmt und Angelina Jolie zu einer Art James Bond mit Froschlippen macht, umrahmt von einer furchtbar kitschigen Liebesgeschichte mit August Diehl, die irgendwie auch wieder schön ist. Außerdem gibt's dann doch ein paar gute Actionsequenzen zu sehen, und Angelina kriegt dabei auch ganz ordentlich was auf die Fresse, was dem Murks zumindest eine Durchschnittsbewertung beschert.

THE AMERICAN 7/10

Verfasst: 15.07.2011, 01:34
von Olmo
USA 2010 - Regie: Anton Corbijn. Darsteller: George Clooney, Violante Placido, Thekla Reuten, Paolo Bonacelli, Johan Leysen

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Nachdem er in Schweden nur knapp seinen Gegnern entkommen ist, muss der Auftragskiller und Waffenbauer Jack (Clooney) mit Hilfe seines Auftraggebers Pavel (Leysen) in einem entlegenen Dorf in den Abruzzen untertauchen. Während sein neuester Auftrag lautet, für seine ''Kollegin'' Mathilde (Reuten) eine Spezialwaffe anzufertigen, macht er die Bekanntschaft mit dem örtlichen Priester Benedetto (Bonacelli), mit dem er bald tiefsinnige Gespräche über Sünde und Vergebung führt, und im Laufe seiner Ausflüge in die Umgebung verliebt er sich in die Prostituierte Clara (Placido). Es zeigt sich bald, dass das fast paranoide Misstrauen des Killers es ihm fast unmöglich macht, eine ernsthafte Beziehung einzugehen, dennoch will Jack für ein Leben mit der nichtsahnenden Clara das Killerdasein hinter sich lassen und informiert Pavel über seinen bevorstehenden Ausstieg. Weil er damit für Pavel zum Risiko wird, beauftragt dieser nun Mathilde damit, Jack so schnell wie möglich zu beseitigen.
In faszinierenden und wunderschönen Bildern erzählte Mischung aus Thriller und Liebesdrama, begleitet von einem ungewöhnlichen Soundtrack, der von Herbert Grönemeyer stammt. Die Geschichte ist ziemlich einfach gestrickt, nicht wirklich neu und leider auch ein bisschen vorhersehbar - Killer liebt Nutte und will nicht mehr Killer sein, das kann ja gar nicht gut ausgehen. Dennoch: die nur auf den ersten Blick langweilige Atmospäre des Films erzeugt durch die spürbare permanente Bedrohung eine starke Beklemmung, die den Zuschauer in die tragische und lebensbedrohliche Situation der Hauptfigur hineinversetzt. Nicht zuletzt aufgrund der hervorragenden Darsteller empfehlenswert.

DAS SCHWARZE LOCH 5/10

Verfasst: 15.07.2011, 11:56
von Olmo
USA 1979 - Regie: Gary Nelson. Darsteller: Maximilian Schell, Anthony Perkins, Robert Forster, Joseph Bottoms, Yvette Mimieux, Ernest Borgnine

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Die Crew der USS Palomino, unter ihnen die telepathisch veranlagte Kate McCrae (Mimieux), der Wissenschaftler Alex Durant (Perkins), der Journalist Harry Booth (Borgnine) und die Sesamstraßen-Roboterattrappe V.I.N.CENT (im Original gesprochen von ''Planet-der-Affen''-Legende Roddy McDowall), entdeckt am Rande eines gigantischen Schwarzen Loches das seit zwanzig Jahren verschollene Riesenraumschiff Cygnus, auf dem auch Kates Vater Crewmitglied war. Anscheinend ist aber der exzentrische Hans Reinhardt (Schell) der einzige Überlebende an Bord. Dieser hat sich eine Armee aus Robotern geschaffen, mit deren Hilfe er ein Antigravitationsfeld um die Cygnus entwickelt hat, das es ihm ermöglichen soll, durch das Schwarze Loch hindurchzufliegen. Nach anfänglicher Faszination für das kühne Vorhaben müssen die Besucher schnell erkennen, dass Reinhardt ein äußerst skrupelloser Zeitgenosse ist und auch sonst ziemlich einen an der Klatsche hat.
Das Budget des Films lag mit 20 Millionen Dollar ähnlich hoch wie bei ''Star Wars'', wofür das Geld ausgegeben wurde, ist allerdings fraglich. Die Spezialeffekte jedenfalls bewegen sich auf kläglichem Playmobil-Niveau. Die Geschichte um den - natürlich deutschstämmigen (gääähn) - ''Mad Scientist'' hatte auch im Jahre 1979 schon einen riesigen Bart, und die gesamte Roboterklamotte ist einfach aus ''Star Wars'' abgekupfert worden, nur ganz furchtbar schlecht. Die haarsträubenden Filmfehler (Menschen werden ohne Raumanzug ins All hinausgetrieben, atmen aber fröhlich weiter und erfrieren auch nicht) und das wirre, pseudoreligiöse Finale schlagen dem Fass dann endgültig die Krone ins Gesicht. Seltsamerweise fühlt man sich aber trotzdem einigermaßen unterhalten, vielleicht liegt's an den Schauspielgrößen Perkins und Borgnine, auch wenn sie völlig überflüssige Charaktere spielen, die wie nachträglich in die Handlung eingebaut wirken. Oder es liegt daran, dass ''Das Schwarze Loch'' im Vergleich zu so manchem später produzierten Science-Fiction-Rotz (''Armageddon'', ''Mission to Mars'') fast schon als filmisches Meisterwerk bezeichnet werden kann.

DAS VIERTE PROTOKOLL 6/10

Verfasst: 16.07.2011, 14:20
von Olmo
Großbritannien 1987 - Regie: John Mackenzie. Darsteller: Michael Caine, Pierce Brosnan, Ned Beatty, Julian Glover, Michael Gough, Ray McAnally, Ian Richardson, Anton Rodgers, Joanna Cassidy

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Um die aktuelle Entspannungspolitik zwischen West und Ost zu sabotieren und die NATO entscheidend zu schwächen, wird der sowjetische Topagent Petrofsky (Brosnan) auf Veranlassung von Hardlinern im KGB nach Großbritannien geschickt, um nahe eines US-Luftwaffenstützpunktes eine Atombombe zu zünden. Es soll der Eindruck entstehen, einer der dort gelagerten amerikanischen Atomsprengköpfe sei versehentlich explodiert, um damit in Europa eine Welle des Antiamerikanismus auszulösen. Zufällig fällt dem MI5-Agenten Preston (Caine) eines der ins Land geschmuggelten Bombenbauteile in die Hände, woraufhin er fieberhaft versucht, dem unbekannten Gegner auf die Schliche zu kommen und den Anschlag zu verhindern.
Spannender Thriller mit durchweg hervorragender Besetzung, allen voran natürlich Michael Caine, dessen erster Auftritt zum Totlachen ist. Besonders interessant ist aber auch die Figur des Petrofsky, der angesichts der vielen zu vermutenden Opfer des Anschlags zumindest zeitweise Skrupel verspürt. Leider wurden viele Handlungsstränge und Details aus Frederick Forsyths Romanvorlage nicht übernommen, so dass die genauen Zusammenhänge und die Motive der handelnden Personen nicht so richtig deutlich werden. Der Film endet dann auch viel zu abrupt und überhastet, und lässt somit viele Fragen offen.

EIN RUSSISCHER SOMMER 7/10

Verfasst: 18.07.2011, 01:22
von Olmo
Deutschland, Großbritannien, Rußland 2009 - Regie: Michael Hoffman. Darsteller: Helen Mirren, Christopher Plummer, Paul Giamatti, Anne-Marie Duff, Kerry Condon, John Sessions, Patrick Kennedy, James McAvoy

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Im Sommer 1910 kommt der Dichter Walentin Bulgakow (McAvoy) als Privatsekretär auf das Anwesen des großen Schriftstellers Lew Tolstoi (Plummer) und dessen Frau Sophia (Mirren). Der junge Idealist, überzeugter Anhänger der Tolstojaner - radikaler Pazifisten, Kirchenfeinde, Vegetarier und Gegner der fleischlichen Liebe - sieht sich bald mit den inneren und äußeren Konflikten der Eheleute Tolstoi konfrontiert. Sophia sind die bedingslose Nächstenliebe und Freigiebigkeit ihres Gatten zuwider, denn sie muss um das Erbe ihrer zahlreichen Kinder fürchten. Doch Tolstoi, beeinflusst von Wladimir Tschertkow (Giamatti), dem Anführer der Tolstojaner, will sein Werk dem ganzen russischen Volk vermachen und unterzeichnet schließlich zu Sophias Entsetzen ein entsprechend geändertes Testament.
Wunderschöne und stille Verfilmung der letzten Monate im Leben Lew Tolstois. Das grandiose Duo Mirren-Plummer bringt durch eine unübertreffliche schauspielerische Leistung alle Facetten und Widersprüche der beiden Charaktere ans Licht. Optisch wurde sehr viel Wert auf Details und Authentizität gelegt, was im Abspann an den Original-Filmaufnahmen abzulesen ist.

BOTTLE SHOCK 5/10

Verfasst: 21.07.2011, 13:51
von Olmo
USA 2008 - Regie: Randall Miller. Darsteller: Dennis Farina, Chris Pine, Bill Pullman, Alan Rickman, Freddy Rodriguez, Miguel Sandoval, Rachael Taylor, Bradley Whitford

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Die Weinproduktion von Jim und Bo Barrett (Pullman, Pine) und deren Winzerkollegen im kalifornischen Napa Valley steckt in den Siebziger Jahren noch in den Kinderschuhen und erntet bei Weinkennern nur Hohn und Spott. Da trifft es sich hervorragend, dass der blasierte und etwas tölpelhafte Pariser Weinhändler Steven Spurrier (Rickman) aufgrund schlechter Verkaufszahlen sein fast ausschließlich französisches Sortiment um Erzeugnisse aus der Neuen Welt erweitern will. Bei der Verkostung vor Ort stellt er überrascht fest, dass viele der kalifornischen Weine in ihrer Qualität den französischen ebenbürtig sind und will dies bei einer Blindverkostung der Weinjury in Paris der Weltöffentlichkeit beweisen.
Die (wahre) Geschichte um die legendäre Weinjury von 1976 ist zwar ganz nett, aber halt doch eher was für Interessierte des Fachs. Der Film ist leider in einem entsetzlichem Rosamunde-Pilcher-Stil inszeniert mit entsprechend gruseligem Soundtrack. Die gekünstelten (amerikanischen) Hauptfiguren wirken dabei wie Fremdkörper inmitten der Weinberge, die erzählten Nebenhandlungen mit Liebeswirren und einem gestörten Vater-Sohn-Verhältnis sind völlig uninteressant. Wäre da nicht der fantastische Alan Rickman und seine grandiose Darstellung des herrlich affektierten und herablassenden Weinkenners, wäre der Film kaum bis zum Ende zu ertragen.

SCHLACHT UM MIDWAY 4/10

Verfasst: 21.07.2011, 14:32
von Olmo
USA 1976 - Regie: Jack Smight. Darsteller: Charlton Heston, Henry Fonda, James Coburn, Glenn Ford, Hal Holbrook, Toshirô Mifune, Robert Mitchum, Cliff Robertson, Robert Wagner

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Die militärische Überlegenheit der japanischen Marine gegenüber der US Navy ist vor der Schlacht um Midway im Juni 1942 noch erdrückend. Der überraschende und vernichtende Sieg der Amerikaner stellt dann allerdings den entscheidenden Wendepunkt im Pazifikkrieg dar.
Der Krieg als sauberes Strategiespiel. Während Admiräle in adrett gebügelten Uniformen kleine Spielzeugschiffchen auf ihren Seekarten umherschieben und den großen Sieg planen, treten Tod und Zerstörung nur am Rande in Erscheinung. Die Darstellung von Japanern und Amerikanern ist erfreulicherweise recht ausgeglichen und von gegenseitigem Respekt geprägt. Zahlreiche Originalaufnahmen der beteiligten Schiffe und der Kampfhandlungen wurden geschickt in den Film eingebaut. Von der auf den ersten Blick grandiosen Starbesetzung ist aber so gut wie nichts zu sehen. James Coburn rennt ein paar Mal durchs Bild und Robert Mitchum liegt bei seinem Kurzauftritt gar nur im Bett und glotzt mit dem Fernglas aus dem Fenster. Mitchum hatte allerdings auch gar keine Lust, eine zeitraubendere Rolle zu spielen und war mit einem Tag Drehzeit in einem Bett liegend eigentlich ganz zufrieden. Verglichen mit Winston Churchills Worten "In der Seekriegsgeschichte findet sich kein Ereignis, das intensiver und schockierender war als diese Schlacht" wirkt der Film geradezu lächerlich.