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Olmo
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SAVING MR. BANKS 5/10

Beitrag von Olmo »

Australien, Großbritannien, USA 2013 - Regie: John Lee Hancock. Darsteller: Emma Thompson, Tom Hanks, Colin Farrell, Paul Giamatti, Jason Schwartzman, Bradley Whitford, Annie Rose Buckley, Ruth Wilson, B. J. Novak, Rachel Griffiths, Kathy Baker

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Zwanzig Jahre lang hat Walt Disney (Hanks) die britische Autorin Pamela Travers (Thompson) regelrecht um die Filmrechte an ihrer Erfolgsgeschichte ''Mary Poppins'' angebettelt, ehe sie sich ihrer Finanznöte wegen bereit erklärt, sich in Los Angeles die Ideen für eine Filmadaption zumindest einmal präsentieren zu lassen. Doch die mürrische Lady macht den Drehbuchautoren das Leben zur Hölle, hat an sämtlichen Details etwas auszusetzen, verweigert sich jeglichen Trickfilmelementen und verlangt sogar, im Film komplett auf die Farbe Rot zu verzichten. Ehe das Projekt endgültig scheitert, erkennt Disney, dass Pamela Erlebnisse aus ihrer traurigen Kindheit in ihrem Roman verarbeitet hat, in der ihr poetisch veranlagter Vater (Farrell) an der Realität des Lebens und am Alkohol zugrunde ging und ihre unglückliche Mutter (Wilson) sich am liebsten das Leben genommen hätte.
Ein erwartungsgemäß anrührendes Disney-Filmchen, das vor allem durch die sympathisch-griesgrämige Hauptfigur erfreut. Natürlich werden die Beweggründe des profitorientierten Disney-Konzerns dabei übertrieben idealistisch dargestellt, mit denen sich sogar eine Pamela Travers angeblich angefreundet hat. Tatsächlich hat die Autorin unmittelbar nach der Premiere von ''Mary Poppins'' 1964 von Walt Disney verlangt, die albernen Zeichentrick-Pinguine aus dem Film zu entfernen.
Olmo
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DER KANDIDAT - MACHT HAT IHREN PREIS 4/10

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USA 2015 - Regie: Austin Stark. Darsteller: Nicolas Cage, Sarah Paulson, Connie Nielsen, Wendell Pierce, Bryan Batt, Peter Fonda, Dana Gourrier, Christopher Berry, Ciera Payton

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Der Kongressabgeordnete Colin Pryce (Cage) aus Louisiana zeigt sich tief betroffen, als eine Bohrinsel im Golf von Mexiko in Brand gerät und die darauf folgende Ölpest die Küsten seiner Heimat verseucht und den Fischern ihre Lebensgrundlage nimmt. Sein Einsatz für die Fischer und für die Beendigung der riskanten Ölförderung steigert seine Popularität enorm und der angestrebten Wahl zum Senator scheint nichts mehr im Wege zu stehen, doch eine peinliche Affäre mit einer verheirateten Frau beendet seine Karriere abrupt. Um nach einer durch Alkohol und weitere Affären geprägten Pause wieder in die Politik einsteigen zu können, muss der hoch idealistische Pryce zu seinem Leidwesen große Kompromisse eingehen, vor allem mit den Vertretern der Ölindustrie.
Eine sehr stereotype Handlung wurde mit ebenso stereotypen Charakteren bevölkert, denen ein noch stereotyperes Unheil widerfährt. Gut gemeint zwar und auch nicht allzu schlecht gespielt, beschreibt der Film dennoch das vorhersehbare Schicksal eines gutgläubigen Politikers, der an sich selbst und an der unerbittlichen Realität scheitert.
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DER SCHWARZE PRINZ 6/10

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Großbritannien 1955 - Regie: Henry Levin. Darsteller: Errol Flynn, Joanne Dru, Peter Finch, Yvonne Furneaux, Patrick Holt, Michael Hordern, Moultrie Kelsall, Robert Urquhart, Vincent Winter, Noel Willman

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Nachdem die Engländer unter König Edward III. (Hordern) den Franzosen zu Beginn des Hundertjährigen Krieges vernichtende Niederlagen beigefügt haben und sogar deren König gefangen nehmen konnten, scheint ein Ende des Krieges in greifbarer Nähe. Den Franzosen wird ein Friedensvertrag aufgezwungen und der englische Thronfolger Prinz Edward (Flynn) mit der Verwaltung der englischen Besitztümer in Frankreich betraut. Doch die gedemütigten Franzosen um Graf Robert de Ville (Finch) planen heimlich eine gewaltige Gegenoffensive und provozieren Prinz Edward mit der Entführung seiner Angebeteten Lady Joan (Dru).
Natürlich ist ein Ritterfilm aus dieser Zeit sehr einfach gestrickt, unterscheidet klar zwischen Helden und Bösewichten und lässt die Hauptfigur aus Liebe zu seinem schönen Burgfräulein übermenschliche Taten vollbringen. Dennoch verarbeitet der Film erstaunliche historische Details und verblüfft durch spektakuläre Schlachtszenen. Auch Christopher Lee ist in einer Nebenrolle mit von der Partie, wird nach blamablen zwei Minuten aber bereits von Erroll Flynn aufgespießt.
Olmo
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A WALK AMONG THE TOMBSTONES 5/10

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USA 2014 - Regie: Scott Frank. Darsteller: Liam Neeson, Dan Stevens, David Harbour, Boyd Holbrook, Ólafur Darri Ólafsson, Brian Bradley, Mark Consuelos, Adam David Thompson, Sebastian Roché, Laura Birn

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Nach einem erschütternden Erlebnis hat Matthew Scudder (Neeson) dem Polizeidienst und dem Alkohol abgeschworen und arbeitet mittlerweile als Privatdetektiv. Er nimmt einen Auftrag des Drogenhändlers Kenny Kristo (Stevens) an, dessen Frau entführt und trotz Zahlung eines Lösegelds grausam ermordet wurde. Matthew stößt auf weitere Entführungsfälle, die ebenfalls auf Angehörige von Drogendealern abzielten. Nur vordergründig wollen die Entführer von diesen große Summen Geldes erpressen, während sie ihre Opfer zur gleichen Zeit mit Genuss zu Tode quälen.
Ein solider Thriller nach dem Roman von Lawrence Block, der weitgehend auf die sonst übliche Liam-Neeson-Action verzichtet. Dadurch rückt die Darstellung der gebrochenen und düsteren Charaktere in den Vordergrund, die sich durch eine gewalttätige und trostlose Welt bewegen. Hervorragend inszeniert, in der unspektakulären Erzählweise aber auch etwas altmodisch und langweilig.
Olmo
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EVEREST 7/10

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Großbritannien, USA 2015 - Regie: Baltasar Kormákur. Darsteller: Jason Clarke, Josh Brolin, John Hawkes, Robin Wright, Emily Watson, Michael Kelly, Keira Knightley, Sam Worthington, Martin Henderson, Elizabeth Debicki, Ingvar Sigurdsson, Jake Gyllenhaal, Thomas M. Wright, Mark Derwin

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Mitte der Neunziger Jahre stecken die kommerziellen Expeditionen zum Gipfel des Mount Everest noch in ihren Anfängen. Dennoch sorgt die zahlreiche Kundschaft der rivalisierenden Teams um Rob Hall (Clarke), Scott Fischer (Gyllenhaal) und Anderer schon jetzt für stundenlange Staus an den Engpässen der gängigen Aufstiegsrouten. Hall und Fischer schließen sich daher zusammen, um das Risiko für Kunden wie den unerfahrenen Texaner Beck Weathers (Brolin) oder den geübten, aber angeschlagenen Postboten Doug Hansen (Hawkes) zu verringern. Fast alle erreichen schließlich den Gipfel, doch trotz umsichtiger Vorbereitung sind der Gruppe Fehler unterlaufen, die sich beim Abstieg durch die Todeszone rächen. Ein heftiger Wetterumschwung bricht über die Abenteurer herein und das große Sterben beginnt.
In ebenso schönen wie drastischen Bildern werden die Ereignisse um das Unglück am Mount Everest im Mai 1996 beleuchtet, bei dem insgesamt acht Bergsteiger ums Leben kamen, unter ihnen auch Rob Hall, Doug Hansen und Scott Fischer. Der Film verzichtet dabei aber weitgehend auf Kitsch und Pathos und beschränkt sich lediglich auf neutrale Fakten, die unter anderem durch den Funkverkehr der Verunglückten mit dem Basislager dokumentiert sind. Die weniger neutrale Haltung des überlebenden Journalisten Jon Krakauer, der seine Sicht der Dinge in seinem Buch ''In eisige Höhen'' gewinnbringend verarbeitet hat, wurde dagegen kaum berücksichtigt. Krakauer hat den Film daher als ''totalen Blödsinn'' bezeichnet und den Regisseur Baltasar Kormákur schwer angegriffen. Dessen wertfreie Beschreibung der Ereignisse ohne jegliche Schuldzuweisung sollte angesichts der tragischen Umstände aber gelobt werden. Letzendlich führte wohl die fatale Mischung unterschiedlicher Faktoren wie kommerzieller Druck, rücksichtsloser Abenteuerehrgeiz, moderner Selbstverwirklichungsdrang, gesundheitliche Schwächen und der unberechenbare Berg zu dem bedauerlichen Unglück.
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COCKTAIL FÜR EINE LEICHE 6/10

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USA 1948 - Regie: Alfred Hitchcock. Darsteller: James Stewart, John Dall, Farley Granger, Cedric Hardwicke, Constance Collier, Douglas Dick, Edith Evanson, Dick Hogan, Joan Chandler

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Brandon Shaw (Dall) und Phillip Morgan (Granger) strangulieren ihren ehemaligen Schulfreund David Kentley. Besonders Brandon ist fasziniert von den Theorien seines einstigen Lehrers Rupert Cadell (Stewart), der Mord als Privileg intellektuell höherstehender Übermenschen und als eine Form der Kunst betrachtet. Brandon möchte seinen Triumph eines perfekten Mordes auskosten, weshalb die Leiche in einer Kiste verstaut wird, auf der man das kalte Büffet für die bevorstehende Cocktailparty anrichtet, zu der neben Cadell auch Davids Eltern und dessen Freundin geladen sind. Davids rätselhafte Abwesenheit und Phillips nervöses Verhalten bringen Cadell schließlich auf die Spur der Mörder, lösen in ihm aber auch aufgrund seiner geistigen Mittäterschaft große Schuldgefühle aus.
''Cocktail für eine Leiche'' war für Hitchcock ein technisch gewagtes Experiment. Es war sein erster Farbfilm, die Handlung findet nur in einem einzigen Raum statt und zumindest scheinbar hat der Regisseur auf sämtliche Schnitte verzichtet, was eine theaterartige Inszenierung zur Folge hatte. Diesen Umstand betrachtete Hitchcock im Nachhinein als Fehler, und den Mord nicht gleich an den Anfang des Films zu setzen hätte einen sicherlich noch größeren Spannungsbogen erzeugt.
Olmo
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STONEHEARST ASYLUM 7/10

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USA 2014 - Regie: Brad Anderson. Darsteller: Kate Beckinsale, Jim Sturgess, David Thewlis, Brendan Gleeson, Ben Kingsley, Michael Caine

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Der junge Nervenarzt Edward Newgate (Sturgess) möchte im abgelegenen Stonehearst Asylum seine Ausbildung beenden, wo hauptsächlich Patienten aus der Oberschicht untergebracht sind. Er ist fasziniert von den ungewöhnlichen Methoden des Anstaltsleiters Silas Lamb (Kingsley), der anstatt seine Schützlinge mit aller Gewalt in ''normale'' Menschen verwandeln zu wollen, sie in ihrem Wahn belässt und sogar fördert, weil sie offensichtlich damit glücklich sind. Edward verliebt sich in die schöne Eliza Graves (Beckinsale), die unter ''Hysterie'' leidet und ihrem Ehemann das Ohr abgebissen und ein Auge ausgestochen hat. Doch die heile Pflegewelt birgt ein großes Geheimnis, denn Edward findet im Keller das eingesperrte Pflegepersonal um den wahren Anstaltsleiter Benjamin Salt (Caine). Unter Silas' Führung haben sich die Patienten ihres Personals entledigt, um deren grausamen Behandlungsmethoden ein Ende zu setzen.
Ein überraschend gut gelungener Psychothriller, der vor allem von der staubigen viktorianischen Atmosphäre und den hervorragenden Darstellern lebt. Silas vertritt einen interessanten und hochmodernen Denkansatz, der Menschen mit körperlicher oder geistiger Einschränkung nicht nach einem verkrusteten Idealbild umformen will, sondern sie in ihrer Einzigartigkeit akzeptiert.
Zuletzt geändert von Olmo am 18.03.2016, 15:35, insgesamt 1-mal geändert.
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ALLES IST ERLEUCHTET 5/10

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USA 2005 - Regie: Liev Schreiber. Darsteller: Elijah Wood, Eugene Hütz, Boris Leskin, Laryssa Lauret

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Mit kleptomanischem Eifer sammelt der Amerikaner Jonathan Safran Foer (Wood) alle möglichen Gegenstände, die seine Familiengeschichte betreffen. Auf dem Sterbebett übergibt ihm seine Großmutter eine alte Fotografie, die seinen verstorbenen Großvater mit einer unbekannten Frau namens Augustina in dessen ukrainischem Heimatdorf Trachimbrod zeigt. Jonathan reist in die Ukraine, um Trachimbrod und Augustina zu suchen. Der von allem amerikanischen begeisterte Alex (Hütz) und sein Großvater (Leskin) betätigen sich als Jonathans Fremdenführer auf einer skurrilen Odyssee durch das Land. Nicht nur für Jonathan, auch für den Großvater wird die Reise zu einer Begegnung mit einer traurigen Vergangenheit.
Liev Schreiber hat die Verfilmung des Erfolgsromans von Jonathan Safran Foer liebevoll umgesetzt und erzählt einige schön bebilderte und groteske Episoden. Dennoch wirkt die Erzählung der Ereignisse oberflächlich und etwas gezwungen und lässt beispielsweise die sympathische Beschreibung der Geschichte Trachimbrods vor der Zerstörung völlig aus.
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BIG GAME 1/10

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Deutschland, Finnland, Großbritannien, USA 2014 - Regie: Jalmari Helander. Darsteller: Samuel L. Jackson, Onni Tommila, Ray Stevenson, Victor Garber, Mehmet Kurtuluş, Ted Levine, Felicity Huffman, Jim Broadbent

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Der junge Oskari (Tommila) muss sich auf einer ritualisierten Jagd in den finnischen Wäldern als Mann beweisen. Doch die Taten seines ruhmreichen Vaters, der einst mit Pfeil und Bogen einen Bären erlegte, setzen Oskari enorm unter Druck und er befürchtet, an der Aufgabe zu scheitern. Da trifft es sich, dass die Air Force One des amerikanischen Präsidenten Moore (Jackson) auf dem Weg zu einer Konferenz in Helsinki abgeschossen wird und dessen Fluchtkapsel Oskari direkt vor die Füße fällt. Der Junge ist Moores einzige Hoffnung in der Wildnis zu überleben und den vollkommen verrückten Attentätern zu entkommen, welche die Jagd auf die prestigeträchtige Trophäe eröffnet haben.
Eine derart bekloppte Story muss das Werk eines Geisteskranken sein. Die archaische und heroisierende Verklärung der Jagd ist dabei ebenso widerwärtig wie die peinliche patriotische Überheblichkeit der amerikanischen Amtsträger, wobei ab und zu zumindest ein winziger Hauch von Ironie hervorblitzt. Völlig unerklärlich ist dagegen, was einen hochkarätigen Darsteller wie Samuel L. Jackson dazu bewogen hat, den US-Präsidenten als weinerliches Würstchen zu verkörpern, das sich die Hälfte des Films jammernd in einer Gefriertruhe versteckt.
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MICHAEL KOHLHAAS - DER REBELL 6/10

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Deutschland 1969 - Regie: Volker Schlöndorff. Darsteller: David Warner, Anna Karina, Thomas Holtzmann, Michael Gothard, Kurt Meisel, Anton Diffring, Gregor von Rezzori, Peter Weiss, Anita Pallenberg, Relja Bašić, Inigo Jackson, Václav Lohniský, Emanuel Schmied

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Auf dem Weg zum Markt in Wittenberg muss der angesehene Pferdehändler Michael Kohlhaas (Warner) aufgrund einer angeblich neuen Passierscheinregelung zwei seiner wertvollen Pferde und seinen Knecht Herse (Lohniský) auf dem Territorium des Junkers von Tronka (Jackson) als Pfand zurücklassen. Bei seiner Rückkehr findet er die Pferde geschunden und den Knecht misshandelt vor und fordert vom Junker erfolglos Wiedergutmachung. Auch vor Gericht findet Kohlhaas keine Unterstützung, und bei Überreichen einer Bittschrift an den Kurfürsten kommt schließlich auch noch seine Frau Elisabeth (Karina) ums Leben. Seine Verzweiflung schlägt in rohe Gewalt um und mit einer wachsenden Anhängerschaft brennt der angehende Revolutionär auf der Jagd nach dem Junker dessen Burg, ein nahegelegenes Kloster und die Stadt Wittenberg nieder.
Volker Schlöndorff setzt Heinrich von Kleists Novelle bildgewaltig und teilweise auch recht drastisch um. Natürlich zieht er Parallelen zu den Ereignissen den 68er-Bewegung, und ebenso wie bei Kleist wird dabei die Willkürherrschaft der Obrigkeit ebenso angeprangert wie der zerstörerische Fanatismus der Aufständischen.
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FIRST IMPACT - DER PAKETBOMBENJÄGER 5/10

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USA 2012 - Regie: Terry Green. Darsteller: David Strathairn, Ray Wise, Sam Witwer, Alessandro Mario, Edoardo Ballerini, Mariana Klaveno, Sean McNall, James Madio, Andrea Grano, Mariann Mayberry, Paul Iacono

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Der New Yorker BOI-Agent William Flynn (Strathairn) ermittelt im Falle unzähliger Paketbomben, die an der Türschwelle hochrangiger Vertreter der Oberschicht wie dem Unternehmer John D. Rockefeller abgelegt wurden. Bei seinen Ermittlungen werden Flynn die elenden Lebensumstände der Einwanderer und die rücksichtslose Ausbeutung der Arbeiter vor Augen geführt. Er differenziert klar zwischen den begründeten Protesten der Arbeiterschaft gegen die sozialen Missstände und der brutalen Vorgehensweise einzelner radikalisierter Gruppen von Anarchisten und Kommunisten. Der Staatsanwalt Alexander Mitchell Palmer (Wise) und sein junger Adjutant J. Edgar Hoover (McNall) erklären dagegen sämtliche Protestler zu Staatsfeinden und lassen sie zu Tausenden festnehmen und in ihre Heimatländer deportieren.
Der Film greift einen unrühmlichen und meist vernachlässigten Aspekt der amerikanischen Geschichte auf, der einen Schatten auf die angeblich ''Goldenen Zwanziger'' wirft. Natürlich hätte man dabei noch viel mehr ins Detail gehen müssen, anstatt sich mit den langweiligen privaten Befindlichkeiten des Hauptprotagonisten zu beschäftigen. In jedem Fall aber ein offensichtlich schon uraltes Thema angesichts der aktuellen paranoiden Terrorangst und der pauschalen Verurteilung von Flüchtlingen.
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DIE TRIBUTE VON PANEM: MOCKINGJAY - TEIL 2 4/10

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Deutschland, USA 2015 - Regie: Francis Lawrence. Darsteller: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Elizabeth Banks, Julianne Moore, Philip Seymour Hoffman, Jeffrey Wright, Stanley Tucci, Donald Sutherland

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Unter der Rebellenführerin Coin (Moore) und ihrer Symbolfigur Katniss (Lawrence) haben sich die Distrikte gegen das Kapitol vereinigt. Beim verlustreichen Einmarsch in die Stadt stehen Katniss und der psychisch schwer angeschlagene Peeta (Hutcherson) an vorderster Front. Der verhasste Präsident Snow (Sutherland) hat seine perfiden Spielmacher angewiesen, sämtliche Straßenzüge mit hunderten von Todesfallen und Kameras zu versehen, um nach Art der Arena der ''Hungerspiele'' das Sterben der Rebellen propagandatauglich in Szene zu setzen. Aber auch die Rebellen gehen in ihrem Freiheitskampf zunehmend skrupellos vor und nehmen den Tod unbeteiligter Zivilisten ohne Zögern in Kauf.
Äußerst schwaches Finale der ''Panem''-Reihe, das vorwiegend auf vorhersehbare und kitschige Elemente setzt. Die vermeintliche Heldin ist zu einer blassen Randfigur verkommen, welche die Ereignisse zwar durchschaut, ihnen aber weitgehend passiv und ratlos gegenübersteht. Einzig Donald Sutherland als boshafter und rücksichtsloser Diktator, der schließlich als kränklicher Greis und als Todgeweihter in der Niederlage noch eine gute Figur macht, stellt den eigentlich herausragenden Charakter der Filme dar.
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ELSER 8/10

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Deutschland 2015 - Regie: Oliver Hirschbiegel. Darsteller: Christian Friedel, Katharina Schüttler, Burghart Klaußner, Johann von Bülow, Felix Eitner, David Zimmerschied, Rüdiger Klink, Simon Licht, Cornelia Köndgen, Martin Maria Abram, Michael Kranz, Gerti Drassel, Lissy Pernthaler, Valentina Repetto, Anna Unterberger

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Ein Einzelner wollte Großes vollbringen und scheiterte. Eigentlich ein pazifistischer und unpolitischer Mensch, erkennt der schwäbische Kunstschreiner Georg Elser entgegen der völkischen Euphorie im Reich schon früh die verbrecherischen Absichten des Nazi-Regimes und die zerstörerischen Kriegspläne Adolf Hitlers. Mit einem selbst gebauten Sprengsatz will er daher den Diktator während eines Auftrittes im Münchner Bürgerbräukeller beseitigen. Doch Hitler entgeht dem Anschlag und Elser wird in Konstanz verhaftet. Die Beteuerungen Elsers, er allein habe die Tat geplant und durchgeführt, entsprechen nicht den Erwartungen der NS-Führung, die eine groß angelegte Verschwörung vermutet. Mit brutaler Folter und der Inhaftierung seiner Angehörigen soll Elser zur Preisgabe der angeblichen Mittäter gezwungen werden. Nach fünf Jahren Haft wird Elser kurz vor Kriegsende im Konzentrationslager Dachau ermordet.
Mit großer Sorgfalt und originalgetreu bis ins Detail werden Elsers Beweggründe, seine Tat und seine Inhaftierung und Ermordung dokumentiert. Elser, der noch bis in die Sechziger Jahre hinein als Verräter galt, wird dabei nicht wie üblich als verschrobener und harmloser Tüftler beschrieben, sondern als ein äußerst starker und kämpferischer Charakter, der an seinen Überzeugungen festhält und alle Konsequenzen dafür in Kauf nimmt. Schonungslos und beklemmend sind die Folter- und Hinrichtungsszenen. Während Elser auf schreckliche Weise im Verhörraum misshandelt wird, sitzt die Protokollantin bürokratisch unbeteiligt davor und liest scheinbar unbeirrt von den Schreien in einem Buch. Und in unerträglich quälender Ausführlichkeit wird schließlich die Hinrichtung am Strang des SS-Offiziers Arthur Nebe inszeniert, welcher Elsers Verhör leitete und später aufgrund seiner Verwicklung in das Stauffenberg-Attentat in Ungnade fiel.
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ALEXANDER NEWSKI 4/10

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Sowjetunion 1938 - Regie: Sergei M. Eisenstein. Darsteller: Nikolay Cherkasov, Nikolai Okhlopkov, Andrei Abrikosov, Dmitriy Orlov, Vasili Novikov, Nikolai Arsky, Varvara Massalitinova, Valentina Ivashova, Aleksandra Danilova, Vladimir Yershov, Sergei Blinnikov, Ivan Lagutin

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Weite Teile Russlands wurden gerade von den Mongolen überrannt und verwüstet, als sich auch noch die Deutschen Ordensritter anschicken, die wohlhabenden Handelsstädte Pskow und Nowgorod zu erobern. Die letzte Hoffnung ruht auf dem angesehenen Fürsten Alexander Newski, der bereits im Kampf gegen die Schweden siegreich war. Er kann die zerstrittenen russischen Fürstentümer einen und fügt den Ordensrittern in der Schlacht auf dem Peipussee eine vernichtende Niederlage zu.
Trotz der prächtigen Kulisse und der großartigen Musik Sergei Prokofjews ein fürchterliches Propagandawerk, mit dem Regisseur Eisenstein sein angeschlagenes politisches Profil aufbessern wollte. Mit der wenig historischen Darstellung der Deutschen Ordensritter als gesichtslose Monstren, die mit angedeuteten Hakenkreuzen versehen sind und das russische ''Ungeziefer'' auszurotten gedenken und auch noch reihenweise kleine Kinder verbrennen, wurde erfolgreich eine Abneigung gegenüber dem aufstrebenden Nazi-Deutschland geschürt. In einer unendlich langatmigen und teilweise lächerlich komödiantischen Schlachtszene wird außerdem vermittelt, was das edle russische Volk vollbringen kann, wenn es sich hinter einem starken und charismatischen Führer vereint. Ganz im Sinne eines Josef Stalin - oder auch eines Wladimir Putin.
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DIE HEIMKEHR 6/10

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Deutschland 2012 - Regie: Jo Baier. Darsteller: August Zirner, Heike Makatsch, Herbert Knaup, Margarita Broich, Oliver Stokowski, Annette Paulmann, Robert Spitz, Vera Lippisch, Gottfried Breitfuss

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Nach Jahrzehnten im Ausland kehrt August Staudenmeyer (Zirner) als erfolgreicher Unternehmer in seine Heimatstadt Gerbersau zurück. Die Rückkehr in die ehemals verhasste Provinz, die er einst im Streit mit seinem Vater verließ, verläuft zunächst sehr versöhnlich. Man trifft alte Freunde, schwelgt in Nostalgie und bedauert das unwiederbringlich Verlorene. Er macht Bekanntschaft mit der Witwe Katharina Entriß (Makatsch), die sich liebevoll um ihre geistig behinderte Schwägerin kümmert. Katharina ist hilflos den Anfeindungen und Schikanen der Stadtbewohner ausgesetzt, die sie als Hure und als gottloses Weib beschimpfen. Als sich Staudenmeyer für die Witwe einsetzt, verliert er bei den Gerbersauern sein zuvor hohes Ansehen und gerät selbsts ins Abseits.
Wie auch schon in der Erzählung ''Unterm Rad'' rechnet Hermann Hesse in ''Die Heimkehr'' mit dem Spießbürgertum seiner Calwer Heimat ab. Nach einer eigentlich glücklichen Kindheit geriet der pubertierende Freigeist zunehmend mit der pietistischen Strenge seiner Familie und der provinziellen Engstirnigkeit seiner Umgebung in Konflikt und wäre fast daran zerbrochen.
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