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Olmo
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VON DER ERDE ZUM MOND 2/10

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USA 1958 - Regie: Byron Haskin. Darsteller: Joseph Cotten, George Sanders, Debra Paget, Don Dubbins, Patric Knowles, Carl Esmond, Henry Daniell, Melville Cooper, Ludwig Stössel

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Trotz des gerade überstandenen Bürgerkrieges will der amerikanische Waffenproduzent Victor Barbicane (Cotten) seine Geldgeber von der Überlegenheit seines neu entwickelten Sprengstoffes ''Power X'' überzeugen. Weil ein Test auf der Erde zu riskant erscheint, soll ein Projektil auf den Mond geschossen werden, wo dann eine gewaltige Detonation zu beobachten sein wird. Sein Gegenspieler Stuyvesant Nicholl (Sanders) sieht in Barbicane den Teufel persönlich, der die Menschheit in den Untergang führen wird und will die Wirkungslosigkeit von ''Power X'' in einer öffentlichen Demonstration entlarven. Obwohl Barbicane aus diesem Duell als Sieger hervorgeht, indem er einen kompletten Berg wegsprengt, untersagt ihm der amerikanische Präsident persönlich den Beschuss des Mondes und die Kommerzialisierung von ''Power X'', weil ausländische Regierungen dies als Kriegserklärung auffassen könnten. Barbicane tut sich daraufhin mit Nicholl zusammen und plant stattdessen einen bemannten Flug zum Erdtrabanten in einem umgebauten Projektil.
Die Verfilmung von Jules Vernes Roman erinnert mit den theatralischen Monologen von George Sanders zu Anfang fast an Shakespeares Hamlet. Überhaupt wird den ganzen Film über unglaublich viel unnützes Zeug in völlig überflüssigen Szenen geschwafelt. Die deutsche Synchronisation ist grottenschlecht und klingt, als hätten alle Schauspieler einen Blecheimer auf dem Kopf. Die technische Stümperhaftigkeit des Mondfluges ignoriert die Auswirkungen der Schwerkraft ebenso wie jene der Schwerelosigkeit, was Jules Verne 1865 durchaus schon berücksichtigt hatte. Stattdessen müssen sich die Raumfahrer beim Start in eine Art Zentrifuge hineinzwängen und sich darin bis zur Bewusstlosigkeit umherschleudern lassen. Ansonsten ist die Rakete aber recht luxuriös ausgestattet: Hinter den gedrechselten Treppengeländern und den Holzvertäfelungen an der Wand stehen ausreichend Champagnergläser und Mokkatässchen zur Verfügung.
Olmo
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HÜTER DER ERINNERUNG 4/10

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USA 2014 - Regie: Phillip Noyce. Darsteller: Jeff Bridges, Meryl Streep, Brenton Thwaites, Alexander Skarsgård, Katie Holmes, Odeya Rush, Cameron Monaghan, Taylor Swift, Emma Tremblay

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Der junge Jonas lebt in einer scheinbar vollkommenen und isolierten Gesellschaft, in dem jeder dem Anderen gleich gestellt, das Zusammenleben durch strikte Regeln geordnet und das Wetter immer schön ist. Eine täglich verabreichte Droge unterdrückt sämtliche Emotionen und die Wahrnehmung von Farben, denn Neid, Hass, Hochmut, aber auch Liebe werden als Auslöser sämtlicher vergangener Konflikte betrachtet. Im Rahmen einer Zeremonie wird Jonas und seinen Altersgenossen die ihren Fähigkeiten entsprechende Bestimmung zugewiesen. Statt als Pilot oder Altenpfleger zu arbeiten fällt Jonas die privilegierte Stellung als künftiger ''Hüter der Erinnerung''. Der bisherige Hüter weist ihn in die unvollkommene und konfliktreiche, aber auch von Farben, Liebe und Glück erfüllte Vergangenheit ein. Jonas erkennt, dass nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart unvollkommen und sogar äußerst menschenverachtend ist und will der falschen Utopie ein Ende setzen.
Filme über dystopische Zukunftsszenarien, in denen Jugendliche sich ihrer Bestimmung widersetzen und zu Helden heranwachsen (''Die Tribute von Panem'', ''Die Bestimmung'', ''Seelen''), sind mittlerweile ebenso inflationär wie die zumeist schrecklichen Marvel-Comic-Verfilmungen. Vielleicht sollen damit die Außenseiter an den amerikanischen Schulen aufgeheitert werden, die ja auch nicht immer in das strikt geordnete Bildungs- und Gesellschaftssystem passen und oft genug daran scheitern. Immerhin bietet die rührselige Geschichte ein phantasievoll ausgestattetes Zukunftsszenario und einen netten Bilderreigen über all das Gute und Schlechte, was das unvollkommene menschliche Dasein nun einmal ausmacht.
Olmo
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THE INTERVIEW 6/10

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USA 2014 - Regie: Evan Goldberg, Seth Rogen. Darsteller: James Franco, Seth Rogen, Lizzy Caplan, Randall Park, Diana Bang, Timothy Simons

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Die herausragendsten medialen Erfolge seiner beliebten Promi-Talkshow ''Skylark Tonight'' waren für Dave Skylark (Franco) bisher das in der Ritze verschwundene Unterhöschen von Miley Cyrus und das Bekenntnis von Eminem zu seiner Homosexualität. Sein Produzent Aaron Rapaport (Rogen) träumt allerdings von ernsteren journalistischen Herausforderungen. Da trifft es sich natürlich hervorragend, dass der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un (Park) ein Riesenfan von ''Skylark Tonight'' ist und sich auch tatsächlich zu einem Interview in seiner Residenz nahe Pjöngjang bereit erklärt. Die CIA will diese Gelegenheit nutzen, um den unberechenbaren Machthaber zu beseitigen und stattet Skylark mit einem Giftpflaster aus, welches das Opfer per Händedruck um die Ecke bringen soll. Der Plan geht natürlich in die Binsen, stattdessen verfällt Skylark dem Charme des Diktators, der sich als sympathischer Partylöwe ausgibt, den das Volk zurecht verehrt - und das nicht nur deshalb, weil er viel zu beschäftigt ist für so etwas banales wie Stuhlgang und deshalb auch keinerlei Verwendung für sein Popoloch hat. Schließlich erkennt aber auch Skylark, dass ihn sein angeblich neuer Kumpel komplett ''gehonigtopft'' hat und er tatsächlich nichts weiter ist als ein vollkommen durchgeknallter Despot, der die Feinde Nordkoreas mit seinen Interkontinentalraketen ausradieren will.
Gemessen an den teilweise niederschmetternden Kritiken, dem anfänglichen Boykott der Kinos und den zahlreichen Morddrohungen fällt Seth Rogens und Evan Goldbergs derbe Komödie erstaunlich harmlos aus. Natürlich setzt man in großem Maße auf üblen Fäkalhumor und debile Nackedei-Scherze. Ähnlich wie bei ''Team America'' (2004) wird aber nicht nur der nordkoreanische Diktator verunglimpft, sondern die US-Regierung und das peinliche amerikanische Showbusiness gleich mit.
Olmo
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TEPEPA 6/10

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Italien, Spanien 1969 - Regie: Giulio Petroni. Darsteller: Tomas Milián, Orson Welles, John Steiner, José Torres, Luciano Casamonica, Annamaria Lanciaprima, Paloma Cela, Clara Colosimo, Rafael Hernández, Giancarlo Badessi, Ángel Ortiz, Lina Franchi, Armando Casamonica, Mario Doddi, Paola Natale, Alba Maiolini, Vottorio Gigli, George Wang, Paco Sanz

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Gerade noch rechtzeitig vor seiner Hinrichtung rettet der britische Arzt Henry Price (Steiner) den mexikanischen Revolutionshelden Tepepa (Milián) vor dem Erschießungskommando. Das allerdings nur, um Tepepa von eigener Hand töten zu können, weil dieser einst Henrys Braut bei einem Überfall vergewaltigte und sie damit in den Tod trieb. Auf der Flucht vor der Miliz um Oberst Cascorro (Welles) kann Tepepa Henry überwältigen und bringt ihn zu seinen treuen Gefolgsleuten in die Sierra. Der Freiheitskämpfer ist vom Ausgang der Revolution enttäuscht: Der Präsident, in den er soviel Hoffnung gesetzt hat, verfügt über keinerlei Macht, die alten Kader von Militär und Großgrundbesitzern wie Cascorro haben sich ihre Stellung gesichert und die Landbevölkerung wird weiterhin unterdrückt.
Ein sehr ungewöhnlicher Italo-Western, der mit ganz wenigen Schießereien auskommt und viel mehr auf die politischen und sozialen Hintergründe der Mexikanischen Revolution eingeht. Ein regelrechtes psychologisches Drama, bei dem es keine wahren Helden gibt und bei dem jeder seine strahlenden und seine dunklen Seiten offenbart. Die Umsetzung dieses ambitionierten Themas wirkt über weite Strecken ein wenig amateurhaft und experimentell, was aber durch die großartige Präsenz der Hauptdarsteller Tomas Milián und Orson Welles wieder ausgeglichen wird.
Olmo
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CHAPPIE 7/10

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Mexiko, USA 2015 - Regie: Neill Blomkamp. Darsteller: Sharlto Copley, Dev Patel, Watkin Tudor Jones, Yolandi Visser, Jose Pablo Cantillo, Brandon Auret, Sigourney Weaver, Hugh Jackman

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Die südafrikanische Polizei hat erfolgreich eine Staffel von Robotern, sogenannten ''Scouts'', in ihre Behörden integriert und damit die Kriminalitätsrate deutlich gesenkt. Der Ingenieur Deon Wilson (Patel) genießt für die Entwicklung der Scouts höchste Anerkennung, sehr zum Missfallen seines Kollegen Vincent Moore (Jackman), der sich mit seinem riesigen Kampfroboter ''MOOSE'' nicht durchsetzen konnte. Mit seinem neuen Projekt einer künstlichen und empfindungsfähigen Intelligenz für die Scouts stößt Deon bei seiner Vorgesetzten Michelle Bradley (Weaver) allerdings auf Ablehnung. Ohne deren Erlaubnis überspielt er das Programm daraufhin in den ausgemusterten Scout ''Chappie'' (Copley). Chappie gerät aber in die Hände der Ganoven Ninja (Jones), Yolandi (Visser) und Amerika (Cantillo), die mit seiner Hilfe einen Geldtransporter ausrauben wollen. Doch dafür muss der mit einem kindlichen und verängstlichen Gemüt ausgestattete Chappie noch eine Menge lernen.
Wieder ein hochintelligentes und sozialkritisches Science-Fiction-Drama ganz im Stile von Neill Blomkamps Erfolgswerk ''District 9'' (2009). Das Schicksal des kindlichen Roboters ist ergreifend und bemitleidenswert. Bei all dem Übel, das dem armen Kerl widerfährt ist es auch verzeihlich, dass das Ende ein wenig zu märchenhaft ausgefallen ist.
Olmo
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NIGHT MARKET - TÖDLICHE FRACHT 6/10

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Paraguay 2012 - Regie: Juan Carlos Maneglia, Tana Schembori. Darsteller: Celso Franco, Lali González, Victor Sosa, Nico García, Paletita, Manuel Portillo, Mario Toñanez, Roberto Cardozo, Nelly Dávalos, Luis Gutiérrez, Johnny Kim, Katia García, Junior Rodríguez, Liliana Álvarez, Stephen Jang, Atil Closs, Ever Enciso, Liz Méndez, Lorena Vera, Arturo Arellano, Fernando Fleitas, Pedro Armoa, Beto Ayala, Tito Jara Román, Alicia Guerra

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Victor arbeitet als Laufbursche auf dem Markt in Ascunción und träumt von einem Leben in Ruhm und Reichtum. Nicht der große Reichtum, aber immerhin 100 Dollar winken ihm bei einem scheinbar leichten Auftrag, den er für den ominösen Don Dario erfüllen soll. Er muss dafür nur sieben Holzkisten mit unbekanntem, aber offensichtlich wertvollem Inhalt pünktlich an eine bestimmte Adresse liefern. Das Unterfangen ist allerdings heikler als erwartet, weil ihm ein brutaler Konkurrent die Fracht abluchsen will und weil sich in den Kisten nicht etwa Geld oder Drogen, sondern die zerstückelte Leiche einer Frau befindet.
Ein kleines Fundstück aus dem als Filmnation weitgehend unbekannten Paraguay. Ebenso eindrücklich wie befremdlich werden die Lebensumstände der am Existenzminimum lebenden Unterschicht im Land aufgezeigt, die mit unmenschlicher Arbeit und oftmals illegalen Machenschaften ihre Existenz zu sichern versucht. Der Film hat bei aller Tragik aber auch sehr spannende und rasante Momente, wobei die Verfolgungsjagden mit den Schubkarren zwischen den Marktständen durch spezielle Einstellungen und Schnittfolgen inszeniert sind wie ein Grand Prix bei der Formel 1. Das muss man erst einmal hinbekommen! Und am Ende bleibt dann sogar noch Platz für ein bisschen Humor, wenn der junge Protagonist stolz seinen Auftritt im Fernsehen bewundert, auch wenn dieser ein wenig anders ausgefallen ist als erwartet.
Olmo
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SOLITARY MAN 7/10

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USA 2009 - Regie: Brian Koppelman, David Levien. Darsteller: Michael Douglas, Mary-Louise Parker, Jenna Fischer, Jesse Eisenberg, Imogen Poots, Richard Schiff, Ben Shenkman, David Costabile, Arthur Nascarella, Alex Kaluzhsky, Bruce Altman, Douglas McGrath, Lenny Venito, Adam Pally, Susan Sarandon, Danny DeVito

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Das Leben des erfolgreichen Autohändlers und geliebten Familienvaters Ben Kalmen (Douglas) gerät nach einem beunruhigenden Arztbesuch völlig aus den Fugen. Er beginnt zahllose Affären mit jungen Frauen und zerstört damit seine Ehe mit Nancy (Sarandon), betrügt Händler und Kunden beim Autoverkauf und verliert seine Lizenz und seinen guten Ruf. Die neue Beziehung zur jüngeren Jordan (Parker) geht ebenfalls in die Brüche, weil er auch noch mit deren 18jähriger Tochter Allyson (Poots) im Bett landet. Er findet keinen neuen Job, kann seine Miete nicht mehr bezahlen und seine Tochter verbietet ihm den Kontakt zu seinem Enkel.
In unnachahmlicher Weise verkörpert Michael Douglas den alternden Gigolo, der den Verlust seiner jugendlichen Strahlkraft nicht verwinden kann und mit idiotischen Affären und unbedachten Betrügereien sein ganzes Leben zerstört. Die Rolle ist fast eine Parodie auf jene des Gordon Gekko aus ''Wall Street (1987), dessen geschwätziges und belehrendes Auftreten hier völlig ins Leere läuft und den Menschen in seiner Umgebung einfach nur noch lästig und peinlich ist.
Olmo
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GEORGE 5/10

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Deutschland 2013 - Regie: Joachim Lang. Darsteller: Götz George, Muriel Baumeister, Samuel Finzi, Martin Wuttke, Burghart Klaußner, Leonie Benesch, Thomas Thieme

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Mit der Machtergreifung der Nazis steht der eher dem Kommunismus zugeneigte Schauspielgigant Heinrich George vor der schicksalshaften Entscheidung, die Schauspielerei komplett aufzugeben oder den Pakt mit dem Teufel einzugehen. Doch Theater ist Georges Lebenselixier, weshalb er sich von Propagandaminister Goebbels zum Intendanten des Berliner Schillertheaters ernennen lässt, wo er sich dann aber konsequent für ''unerwünschte'' Schauspieler mit jüdischem oder kommunistischem Hintergrund einsetzt. Allerdings lässt er sich auch bereitwillig für die Zwecke des Regimes instrumentalisieren und erscheint regelmäßig bei wichtigen Parteiveranstaltungen. Zum Sündenfall wird aber seine Mitwirkung in Goebbels' grässlichen Propagandafilmen ''Hitlerjunge Quex'' (1933), ''Jud Süß'' (1940) und vor allem ''Kolberg'' (1945). Als Symbolfigur der Nazi-Propaganda wird er nach Kriegsende dann auch von den Russen inhaftiert und einem langwierigen Verhör unterzogen. George verkennt lange den Ernst seiner Lage, gesteht aber seine Mitschuld an den Verbrechen des Regimes ein. Selbst unter den harten Bedingungen im Lager Sachsenhausen stellt er dann noch einige beachtliche Theateraufführungen wie den ''Faust'' auf die Beine, ehe er dort am 25.09.1946 verstirbt.
Götz George verkörpert seinen übermächtigen Vater in diesem Dokumentarspiel in großartiger Weise und zeigt sich sichtlich ergriffen von der Aufarbeitung der letzten Lebensjahre Heinrich Georges. Er selbst und vor allem sein Bruder Jan geben sich in den Interviews auffallend launisch, vieles wirkt geradezu einstudiert, als wolle man das unverrückbare Bild des Vaters auf keinen Fall beschädigen und ihn so in Erinnerung behalten, wie er von den Gemälden von Otto Dix und Max Beckmann in den Jahren ihrer Kindheit auf sie herabgeblickt hat. So war Götz George trotz seiner Erfolge stets der Meinung, dass sein Vater ihn bei allem immer überholt hat. Dabei hat Götz doch seinen ganz eigenen, ebenso unvergleichlichen Stil entwickelt und mit so höchst unterschiedlichen Figuren wie dem Idol ''Horst Schimanski'', dem schmierigen ''Hermann Willié mit Akzent auf dem e'' aus ''Schtonk'' (1992), dem Serienmörder Fritz Haarmann im ''Totmacher'' (1995) oder einem alzheimerkranken ehemaligen Busfahrer in ''Mein Vater'' (2002) Generationen von Zuschauern beeindruckt.
Olmo
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HELENA: DER UNTERGANG TROJAS 9/10

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Deutschland 1924 - Regie: Manfred Noa. Darsteller: Edy Darclea, Wladimir Gaidarow, Albert Steinrück, Adele Sandrock, Carl de Vogt, Hanna Ralph, Fritz Ulmer, Carlo Aldini, Karel Lamac, Karl Wüstenhagen, Albert Bassermann, Rudolph Meinhard, Otto Kronburger, Ferdinand Martini

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Weil er einen Wettstreit unter drei Göttinnen zu ihren Gunsten entschieden hat, verspricht Aphrodite dem trojanischen Königssohn Paris (Gaidarow) die schönste Frau auf Erden. Als solche wird in Griechenland die schöne Helena (Darclea) verehrt, Gemahlin des Spartanerkönigs Menelaos (Ulmer), welche Paris kurzerhand nach Troja entführt. Damit erfüllt sich die Prophezeiung an seine Eltern Priamos (Steinrück) und Hekabe (Sandrock), Paris werde den Untergang Trojas herbeiführen. Denn die Fürsten Griechenlands um Menelaos, Agamemnon (Wüstenhagen), Achill (Aldini) und Odysseus (Kronburger) machen sich mit einer gewaltigen Streitmacht auf nach Troja, um den schmählichen Frevel zu rächen.
Manfred Noas fulminante Verfilmung von Homers ''Ilias'' erstreckt sich über mehr als drei Stunden und nahm über fünf Kilometer Film in Anspruch. Der Regisseur hielt sich in weiten Teilen an die Vorlage und nahm sich nur einige dramaturgische Freiheiten. Da die deutsche Fassung komplett verloren gegangen ist, wurde der Film aufwendig aus den Fragmenten verschiedener ausländischer Fassungen restauriert und mit neuen Zwischentiteln und Musikuntermalung versehen. Die unfassbar gigantischen Massenszenen sind atemberaubend, ebenso die gewaltigen Kulissen, die großartigen Tricksequenzen oder das spektakuläre Wagenrennen, das es ohne weiteres mit jenem aus dem später entstandenen Hollywoodklassiker ''Ben Hur'' aufnehmen kann. Und nicht nur beim Wagenrennen wurde den Darstellern größter Mut und Einsatzwille abverlangt, sie mussten sich auch vor laufender Kamera mit echten Löwen auseinandersetzen oder einen Stier an den Hörnern packen und zu Boden drücken. Das Werk war einer der letzten deutschen Monumentalfilme, ein solches Unterfangen erwies sich einfach als zu kostspielig und konnte es auch bald nicht mehr mit den noch aufwendigeren Produktionen aus Hollywood aufnehmen.
Olmo
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VIER FÄUSTE FÜR EIN HALLELUJA 7/10

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Italien 1971 - Regie: Enzo Barboni. Darsteller: Terence Hill, Bud Spencer, Yanti Somer, Jessica Dublin, Enzo Tarascio, Pupo De Lica, Dana Ghia, Emilio Delle Piane, Enzo Fiermonte, Tony Norton, Franco Ressel, Riccardo Pizzuti, Benito Stefanelli, Fortunato Arena, Gerald Landry, Jean Louis, Gigi Bonos, Guildo De Marco, Adriano Micantoni, Gilberto Galimberti, Bruno Boschetti, Vittorio Fanfoni, Harry Carey Jr.

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Ihrem kranken Vater zuliebe müssen sich die höchst ungleichen Brüder Bambi (Spencer) und Trinity (Hill) widerwillig zusammenraufen. Bambi soll Trinity in den ehrenvollen Beruf des Pferdediebes einführen, Trinity soll seinerseits auf Bambi aufpassen und ihn vor größeren Dummheiten abhalten. Aber für ein Leben als Banditen sind die beiden ohnehin zu gutmütig, stattdessen helfen sie lieber armen Farmersleuten aus der Patsche und geben ihnen sogar noch Geld, um die Arztkosten für das kranke Baby zu bezahlen. In einer nahegelegenen Mission winkt eine fette Beute und die Möglichkeit, eine Menge böser Buben zu verprügeln. Das können sich Bambi und Trinity natürlich nicht entgehen lassen.
Die Fortsetzung von ''Die rechte und die linke Hand des Teufels'' (1970) gilt als einer der besten Filme des Duos Bud Spencer und Terence Hill. Die phantasievolle deutsche Synchronisation ist zum totlachen und dürfte nur wenig mit dem zu tun haben, was die Schauspieler tatsächlich gesprochen haben. Die Handlung des Films ist zwar totaler Blödsinn, aber viele der Einzelszenen sind trotzdem grandios gelungen, so die wiederkehrenden Fressorgien und natürlich die Prügelszenen, in denen Bud Spencer seinen unvergesslichen Dampfhammer-Faustschlag einsetzen darf, mit denen er seine Gegner einfach in den Boden stampft.
Olmo
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THE BLACK HOLE 5/10

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USA 2014 - Regie: Mark Steven Grove. Darsteller: Natalie Distler, Izzie Steele, Lucine Fyelon, Migina Tsai, Andrew Trainor, Kevin Sean Ryan, David William Murray Fisher, Aaron Perilo, Monte Markham, Dean Cain, Malcolm McDowell

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Unerklärliche Ereignisse erschüttern den Alltag der jungen Mattie Carver (Steele). Menschen in ihrer Umgebung verschwinden spurlos mitten im Gespräch, für andere ist sie regelrecht unsichtbar. Alltägliche Gegenstände wie Fußmatten oder Bilder ändern plötzlich ihr Aussehen und immer wieder findet sich Mattie von einer Sekunde zur nächsten an anderen Orten oder zu anderen Zeitabschnitten wieder. Dann wird sie auch noch von zwei mysteriösen Gestalten entführt, die ihr zu verstehen geben, sie sei gar keine Person, sondern nur ein ''Gedanke''. Matties Schulpsychologin hält ihre Erlebnisse für alberne Hirngespinste, ihr Physiklehrer jedoch wird von den gleichen Erscheinungen gequält. Gemeinsam geht man den Ereignissen auf den Grund und entdeckt die verdrängte Erinnerung an einen folgenschweren Verkehrsunfall.
Eine seltsame und weitgehend dämliche Geschichte, die ein wenig im Stile eines David Lynch erzählt wird. Die Hauptdarstellerin Izzie Steele ist aber äußerst sympathisch und spielt eine unterhaltsame Figur, die sich zynisch und resolut ihrem verstörenden Schicksal entgegenstellt. Wirklich mysteriös ist allerdings der eigentlich vollkommen überflüssige Auftritt von Malcolm McDowell. Was hat der nur in diesem Film verloren?
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SWING VOTE 5/10

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USA 2008 - Regie: Joshua Michael Stern. Darsteller: Kevin Costner, Paula Patton, Kelsey Grammer, Dennis Hopper, Nathan Lane, Stanley Tucci, George Lopez, Willie Nelson, Judge Reinhold, Madeline Carroll, Charles Esten, Richard Petty, Mare Winningham, Mark Moses, Nana Visitor

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Die kleine Molly (Carroll) hält in der Schule ein Referat über das amerikanische Wahlrecht und hofft, dass ihr versoffener und arbeitsloser Vater Bud (Costner) einmal das Richtige tut und sich bei der bevorstehenden Präsidentschaftswahl rechtzeitig im Wahllokal einfindet. Weil er auch das vermasselt, geht die enttäuschte Molly heimlich selber wählen, doch wegen eines technischen Defekts wird die Stimme nicht erfasst. Eine außergewöhliche Pattsituation bei der Wahl hat zur Folge, dass ausgerechnet Buds einzelne Stimme darüber entscheiden soll, ob der amtierende Präsident Boone (Grammer) oder sein Herausforderer Greenleaf (Hopper) die Wahl gewinnt. Ein gewaltiger Presserummel bricht über Bud und Molly herein, und die beiden Kandidaten biedern sich in peinlichster Weise bei dem alleinerziehenden Vater an, um an seine Stimme zu kommen.
Die Geschichte hätte als alberne Satire auf die verlogenen Wahlversprechen der Politiker und die Ignoranz des Wählers angelegt werden können, schweift aber leider in ein sülziges Vater-Tochter-Drama ab, bei dem Kevin Costner als am Leben gescheiterte Persönlichkeit immerhin eine ganz gute Figur macht. Einzig bei den lächerlichen Wahlwerbespots, mit denen die Kandidaten Bud ködern wollen, blitzt ein wenig Satire auf: während Präsident Bonne alias Kelsey Grammer zusammen mit tuntigen Polizisten und Bauarbeitern für die Homo-Ehe eintritt, wettert Greenleaf alias Dennis Hopper auf einem Spielplatz gegen die Abtreibung, während um ihn herum nach und nach alle Kinder explodieren.
Olmo
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LEAVES OF GRASS 6/10

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USA 2009 - Regie: Tim Blake Nelson. Darsteller: Edward Norton, Keri Russell, Tim Blake Nelson, Josh Pais, Pruitt Taylor Vince, Melanie Lynskey, Maggie Siff, Ty Burrell, Lee Wilkof, Steve Earle, Ken Cheeseman, Lisa Benavides-Nelson, Lucy DeVito, Richard Dreyfuss, Susan Sarandon

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Die beruflichen Karrieren der Zwillingsbrüder Billy und Brady (beide Norton) sind äußerst unterschiedlich verlaufen. Billy hat die Heimatstadt Little Dixie in Oklahoma verlassen und wurde ein angesehener und beliebter Philosophieprofessor, der ebenso intelligente Brady verdient seinen Lebensunterhalt mit dem hochspezialisierten Anbau von Marihuana. Unter dem Vorwand, er sei erschossen worden, lockt Brady seinen Bruder nach Hause. Er benötigt ihn als Alibi, um den Drogenboss Rothbaum (Dreyfuss) unbeschadet beseitigen zu können, weil dieser ihm bei der Expansion seines Drogengeschäfts im Weg steht. Billy soll sich als Brady ausgeben und zur gleichen Zeit ihre Mutter Daisy (Sarandon) im Altersheim besuchen.
Eine ebenso skurrile wie poetische Familiengeschichte, die als harmlose Komödie beginnt und als unerwartet blutiges Drama endet. Auch wenn die Geschichte einige Schwächen hat, Edward Norton meistert seine Doppelrolle bravourös.
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DER SINN DES LEBENS 5/10

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Großbritannien 1983 - Regie: Terry Gilliam, Terry Jones. Darsteller: Graham Chapman, John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones, Michael Palin

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''Was ist wohl der Sinn des Lebens?'' fragt sich nicht nur ein Schwarm Fische im Aquarium eines Nobelrestaurants, als einer ihrer Kollegen vor ihren Augen verspeist wird. Einige abstruse Episoden aus den verschiedenen Lebensabschnitten des Menschen sollen das Geheimnis dieses Mysteriums lüften, dabei ist die Antwort eigentlich ganz einfach.
Sicherlich der schwächste Monty-Python-Film, der mit seinen makabren, ekelerregenden, sozialkritischen und tabulosen Episoden aber dennoch Eindruck hinterlässt. Der ''fetteste Mann der Welt'' ist längst zur Legende geworden, während die Geburtsszene oder die Organentnahme am lebenden Objekt geradezu verstörend wirken. Wie immer bei ''Monty Python'' sollte man auf die deutsche Synchronisation verzichten, denn wirklich lustig ist nur das Original.
Olmo
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THE QUIET HOUR 6/10

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Großbritannien, Irland 2014 - Regie: Stéphanie Joalland. Darsteller: Dakota Blue Richards, Jack McMullen, Karl Davies, Brigitte Millar, Zeb Moore

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Eine rätselhafte Alienrasse hat den Großteil der irdischen Zivilisation vernichtet, die meisten Menschen ermordet und treibt nun gigantische Löcher in den Planeten, um dessen Bodenschätze zu plündern. Die wenigen Überlebenden wie Sarah (Richards) und ihr blinder Bruder Tom (McMullen) müssen sich permanent vor den Invasoren verstecken und können nur für zwei Stunden am Tag ins Freie, um sich Vorräte zu beschaffen. Noch größere Gefahr geht aber von den marodierenden Banden aus, die rücksichtslos um die verbliebenen Ressourcen kämpfen und dabei auch nicht vor Kannibalismus zurückschrecken.
Abgesehen von ein paar hübschen Raumschiff-Animationen bleiben die Außerirdischen hier nur eine Randerscheinung. Es geht vielmehr um das Verhalten der Menschen angesichts einer übermächtigen Bedrohung und das Überleben in der Apokalypse. Und dämlich wie die Menschen nun einmal sind, nehmen sie die Herrschaft der Invasoren in Kauf und verstricken sich untereinander in lächerlichen Kleinkriegen um die letzte Ziege und die letzte Duracell-Batterie. Ein sehr realistisches Szenario also.
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